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Wie erkläre ich Kindern Rassismus?

Im Alltag gegenwärtig: Rassismus. Doch wie erkläre ich Kindern, was das ist? Wie kann ich sie ermutigen, sich gegen Rassismus zu wehren? Mit "Moooment!" geben wir Gesprächsanlässe.

Rassismus ist ein relevantes Thema in unserer bunten und vielfältigen Gesellschaft, ganz besonders auch bei Kindern und Jugendlichen. Kinder und Jugendliche werden in ihrem Alltag mit Rassismus konfrontiert. Vor allem durch Mitschüler*innen und andere Kinder. Genau deshalb ist rassistisches Wissen für Kinder und Jugendliche relevant.

Eltern sind Vorbilder nach oben

Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder: Ihre Worte, Einstellungen und Handlungen sind prägend für das Kind. Von ihnen lernt das Kind zu bewerten, was gut und richtig und was falsch und schlecht ist. Es ist wichtig, schon früh mit Kindern über Vielfalt zu sprechen und sie für das Thema Rassismus zu sensibilisieren. Natürlich stets im Hinblick auf den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes. Damit können Eltern dazu beitragen, dass ihr Kinder nicht rassistisch handelt und es den Mut entwickelt, sich aktiv einzusetzen, wenn es Rassismus wahrnimmt.

Rassismus ist, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion anders behandelt, abgewertet oder ausgegrenzt werden. Dabei findet Rassismus auf mehreren Ebenen statt. Das können rassistische Witze, Bemerkungen und Worte, Ablehnung und Übergriffe sein. Eine kindergerechte Erklärung könnte z.B. so lauten: Rassismus bedeutet, dass man jemanden nicht mag, gemein, unfreundlich oder unfair ist, nur weil die Person anders aussieht als man selbst oder aus einer anderen Kultur kommt.

Alle Menschen haben Vorurteile. Diese können bewusst, aber auch unbewusst sein. Oftmals ist uns gar nicht klar, dass man in gewissen Punkten voreingenommen ist. Unsere Vorurteile beruhen auf unseren Erfahrungen, Vorstellungen und Überzeugungen. Es ist wichtig, seine Vorurteile regelmäßig zu hinterfragen und durch Fakten zu widerlegen. So werden diese Schritt für Schritt weniger.

Hinterfragt eure Einstellung zum Thema Rassismus, bevor ihr mit euren Kindern darüber ins Gespräch kommt. Informiert euch zu rassistischen Erfahrungen anderer Menschen und seid offen für die Erfahrungen von Menschen in eurem Umfeld, die von Rassismus betroffen sind. Hört ihnen zu und lernt davon, fragt nach, um Rassismus zu verstehen.

Über Rassismus sprechen nach oben

Eine gute Basis schaffen

Etwa im Alter von drei Jahren beginnen Kinder, äußere Merkmale ihrer Mitmenschen wahrzunehmen und Unterschiede zu erkennen. Erklärt eurem Kind, dass es unterschiedliche Merkmale wie Hautfarbe, Haarfarbe oder Gesichtszüge gibt, diese gleichwertig sind und Vielfalt etwas Positives ist!

Kinder im Vorschulalter sind neugierig und stellen viele Fragen. Möchte euer Kind zum Beispiel wissen, wieso die Haare einer Person anders als die eigenen aussehen, dann bietet sich damit die Gelegenheit, eurem Kind die Unterschiede zu erklären. Wichtig: versucht dabei nicht, über die Herkunft von Menschen zu spekulieren, denn Kinder nehmen eure Worte und Handlungen wahr, auch wenn sie Rassismus noch nicht gänzlich begreifen können.

Buntstifte in allen Hauttönen und eine schwarze Kinderpuppe - Antirassismus- Expertin Anne Chebu zeigt Robert, wie bunt und vielfältig ein Kinderzimmer sein kann.
Buntstifte in allen Hauttönen und eine schwarze Kinderpuppe - Antirassismus- Expertin Anne Chebu zeigt Robert, wie bunt und vielfältig ein Kinderzimmer sein kann.

Diversität bei Spielsachen

Vielfalt sollte sich auch in Spielsachen widerspiegeln. Kinder verinnerlichen damit bereits früh, dass Diversität natürlich ist. Empfehlenswert sind Spielsachen, die People of Color und weiße Menschen zeigen, zum Beispiel Puppen, Spielfiguren und Buntstifte mit verschiedenen Hautfarben. Übrigens: Für die Entwicklung der eigenen Identität ist es wichtig, dass Kinder sich selbst in Darstellungen und Spielzeugen wiederfinden.

Miteinander im Gespräch bleiben

Sobald ein Kind zur Schule geht, erweitert sich sein soziales Umfeld und es kommt in Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen, unterschiedlichen Sichtweisen und Einstellungen. Es werden sich bestimmt Gesprächsanlässe bieten. Erzählt eurem Kind, dass in der Vergangenheit und Gegenwart Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Kultur oder Religion ungerecht behandelt werden. Anschaulich wird es, wenn ihr dafür ein kindgerechtes Buch zur Hand nehmt.

Themenschwerpunkt "Schule leben!"
Themenschwerpunkt "Schule leben!"

Medienkonsum überdenken

Welche Bücher, Filme und Serien mag euer Kind am liebsten? Oft werden darin bestimmte Gruppen häufiger repräsentiert als andere. Sucht nach Büchern, Filmen und Serien, die Vielfalt unterstützen. Es gibt es ein großes Angebot an Büchern, Serien und Filmen, die Vielfalt in unserer Gesellschaft zeigen.

Mit älteren Kindern und Jugendlichen kann man bereits tiefergehende Gespräche über Rassismus und Vorurteile führen. Nicht nur über ihre Lebenswelt, sondern auch über das Internet und die soziale Medien kommen ältere Kinder mit Rassismus in Berührung. Dabei können Jugendliche auch schnell auf extreme Ansichten oder Hassreden zum Thema stoßen. Eltern sollten darauf achten, woher Kinder ihre Informationen beziehen. Ermutigt euer Kind, jede Internetquelle kritisch zu hinterfragen.

Sich gegen Rassismus wehren nach oben

Bringt eurem Kind bei, sich für andere Menschen einzusetzen, wenn diese Opfer von Rassismus werden. Hat es vielleicht bereits solche Erfahrungen gemacht? Zum Beispiel, als ein Kind in der Schulklasse rassistisch beleidigt oder ausgegrenzt wurde? Erklärt eurem Kind, dass so ein Verhalten nicht in Ordnung ist und übt gemeinsam, wie man sich in so einer Situation verhalten kann. Das geht zum Beispiel mit einem Satz wie: „Das ist eine rassistische Bemerkung. Sag so etwas bitte nicht!“.

Wenn euer Kind selbst zum Opfer wird

Leider passiert es immer wieder, dass Kinder in alltäglichen Situationen Opfer oder Zeuge von Rassismus werden. Schützen kann man sein Kind nicht, nur darauf vorbereiten. Nicht immer erfahren Eltern davon, wenn ihr Kind schlechte Erfahrungen gemacht hat. Eine Verhaltensänderung kann auf eine schlechte Erfahrung hinweisen. Achtet auf diese Anzeichen:

  • euer Kind möchte nicht mehr zur Schule gehen
  • euer Kind zeigt Angst vor dem Schulweg
  • euer Kind äußert den Wunsch, eine andere Hautfarbe oder Familie zu haben
  • euer Kind entwickelt körperliche Symptome wie Bauchschmerzen oder Kopfweh

Bringt eurem Kind bei, dass es sich immer Hilfe bei Erwachsenen suchen kann, wenn es sich bedroht fühlt und Angst hat. Übt gemeinsam den Satz "Stopp, rede nicht so mit mir!". Es hilft eurem Kind, vorbereitet zu sein, wenn es selbst Opfer von Rassismus wird.

Buchtipps für Kinder und Eltern nach oben

  • Josephine Apraku, Le Hong: Wie erkläre ich Kindern Rassismus?
  • Joceline Altvogt: Die Farbe der Haut mit allen Sinnen
  • Moira Butterfield: Wir Kinder der Welt – So unterschiedlich leben wir!
  • Olaolu Fajembola, Tebogo Nimindé-Dundadengar: Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen
  • Elema Favilli: Good Night Stories for Rebel Girls – 100 Migrantinnen, die die Welt verändern
  • Joanna Gaines: Die Welt braucht dich – Genauso wie du bist
  • Ulrike Haas, Nicole Boyne: Mimis kunterbunte Welt
  • Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten
  • Tiffany Jewell, Aurélia Durand: Das Buch vom Antirassismus
  • Constanze von Kitzing: Komm, wir zeigen dir unsere Kita
  • Constanze von Kitzing: Ich bin anders als du
  • Lupita Nyong: Sulwe
  • Tupoka Ogette: exit RACISM: rassismuskritisch denken lernen

Die Buchtipps sind eine Auswahl. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Stand: 04.10.2021, 08:44 Uhr