KUMMERKASTEN

Leistungsdruck

Sabine Marx im Interview

Egal ob zu Hause oder in der Schule - viele Kinder fühlen sich im Alltag gestresst und unter Druck gesetzt. Worauf können Eltern achten, um ihren Kindern den Druck zu nehmen? Unsere Expertin Sabine Marx gibt Tipps.

Portrait Sabine Marx

Die Expertin

Sabine Marx

Sabine Marx ist die Beraterin des "KUMMERKASTEN"-Teams. Sie ist Leiterin der Diakonie E-Mail-Beratung für Kinder und Jugendliche und gibt auf unseren Elternseiten regelmäßig Tipps zu verschiedenen Themen.

Woran merken Eltern, dass ihr Kind unter Leistungsdruck steht? nach oben

Sabine Marx: Zu viel Stress und Leistungsdruck zeigt sich bei Kindern (wie bei Erwachsenen auch) oft über körperliche Symptome. Dazu gehören Kopf- und Bauchschmerzen, Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen oder auch Appetitlosigkeit. Manche Kinder reagieren mit einer Verhaltensänderung. Sie werden still, ziehen sich zurück, andere reagieren eher überdreht oder es fällt ihnen schwer, sich auf etwas zu konzentrieren.

Was (oder wer) kann diesen Leistungsdruck auslösen? nach oben

Sabine Marx: Es gibt verschiedene Auslöser für Leistungsdruck, so zum Beispiel:

  • Kinder fühlen sich den Anforderungen in der Schule nicht gewachsen.
  • Sie vergleichen sich mit ihren Freunden oder Geschwistern.
  • Sie spüren die hohen Erwartungen und Ansprüche ihrer Eltern und versuchen, ihnen gerecht zu werden.
  • Kinder können auch einen eigenen Ehrgeiz entwickeln und sich selbst unter Druck setzen, wenn sie ihren eigenen Erwartungen nicht gerecht werden.

Vier Tipps für Eltern zum Umgang mit Leistungsdruck bei Kindern nach oben

Sabine Marx: Eltern wünschen sich für ihr Kind nur das Beste. Sie möchten es unterstützen und fördern. Ein Zuviel an Aktivitäten und Angeboten kann Kinder überfordern, ein Zuwenig unterfordern. Reflektiert euren eigenen Ansprüche und Erwartungen und versucht, durch euer Verhalten nicht zu einem zusätzlichen Stressfaktor für euer Kind zu werden. Zeigt eurem Kind, dass ihr es liebt, losgelöst von irgendwelchen Leistungen.

Kinder brauchen freie Zeit zum Spielen. Gebt eurem Kind auch mal die Chance, sich zu langweilen. Langeweile ist eine wichtige Erfahrung und kann Kreativität anregen. Überlegt: Wo sind Freiräume möglich und sinnvoll, die euer Kind selbst gestalten kann? Wo und wann braucht euer Kind eine helfende Struktur und klare Vorgaben?

Sabine Marx: Es gibt Kinder, die von sich aus gut organisiert und motiviert sind. Hier kann es hilfreich sein, im Blick zu haben, dass sich das Kind ausreichend Zeit zum Entspannen gönnt. Manche Kinder sind jedoch verspielter und lassen sich leicht ablenken. Ihr könnt eurem Kind helfen, sich zu organisieren,

  • indem ihr darauf achtet, dass der Schreibtisch oder der Ort, an dem euer Kind lernt und Hausaufgaben macht, aufgeräumt ist und nicht im Chaos versinkt. Eine äußere Ordnung unterstützt die innere Ordnung.
  • Legt gemeinsam mit eurem Kind Zeiten fest zum Hausaufgaben machen, zum Lernen und zum Relaxen.
  • Macht und organisiert nicht alles für euer Kind. Wenn es für bestimmte Aufgaben Verantwortung übernimmt, kann das das Selbstbewusstsein stärken und Eigenständigkeit fördern.

Sabine Marx: Bleibt im Austausch mit den Lehrerinnen und Lehrern eures Kindes. Gebt eine Rückmeldung, wenn ihr den Eindruck habt, dass euer Kind sich unter Druck gesetzt fühlt, im Unterricht nicht mitkommt oder Ängste entwickelt.

Sabine Marx: Gebt eurem Kind die Zeit und Möglichkeit, herauszufinden,

  • wo liegen meine Talente?
  • was kann ich gut?
  • was interessiert mich?


Wenn die Motivation etwas zu tun oder zu lernen vom Kind selbst kommt, dann ist die Neugierde da, Dinge auszuprobieren. Mit Spaß und Freude lernt es sich leichter. Erfolge stärken das Selbstbewusstsein und das wiederum kann auch auf andere Bereiche ausstrahlen.

Stand: Wed Aug 09 17:31:53 CEST 2023 Uhr