Mit Kindern über Krieg und Krisen sprechen

Wenn Nachrichten Angst machen

Berichte über Kriege, Anschläge oder Naturkatastrophen können Kinder verunsichern und ihnen Angst machen. Wir zeigen euch, wo es kindgerechte Informationen gibt und geben Tipps, wie ihr mit euren Kindern ins Gespräch kommen und ihnen Ängste nehmen könnt.

Nicht nur Erwachsene, auch Kinder werden - ob bewusst oder unbewusst - mit Nachrichten zu Kriegen, Terroranschlägen oder Katastrophen konfrontiert. Die Berichte und Bilder können sie verunsichern und ihnen Angst machen. Außerdem ist es für Eltern nicht immer einfach, in für Kinder verständlichen Worten zu erklären: Was passiert da eigentlich und warum?

"logo!": Nachrichten für Kinder erklärt nach oben

Die Kindernachrichtensendung "logo!" informiert fortlaufend zu aktuellen Geschehnissen in Deutschland und der Welt. Neben der täglichen Live-Sendung gibt es ein umfangreiches Online-Angebot, in dem Nachrichten und Hintergründe kindgerecht erklärt werden.

10 Tipps, wie ihr mit euren Kindern über Krieg sprechen könnt nach oben

In der Schule, in der Kita oder bei Freunden – Kinder bekommen viel mehr mit als Erwachsene denken. Deshalb fragt sie am besten, ob sie etwas wissen wollen oder das Thema sie gerade beschäftigt. Beobachtet, wie sie reagieren, wie sie später vielleicht spielen oder ob ihnen Situationen plötzlich Angst machen. Nicht jedes Kind traut sich, etwas zu sagen. Gerade deshalb sollten Kinder immer wieder Räume und Möglichkeiten bekommen, um über ihre Gedankenwelt zu sprechen.

Schaut, was eure Kinder bereits wissen und kommt so mit ihnen ins Gespräch. Zum Beispiel mit Fragen wie:

"Was weißt du schon über den Krieg?"
"Wie stellst du dir Krieg vor?"

Wenn ihr eine Vorstellung davon habt, was eure Kinder wissen, könnt ihr darauf aufbauen. Bezieht euch auf die Beispiele, die sie genannt haben oder nehmt Alltagssituationen, die eure Kinder kennen.

Eine mögliche Erklärung, die gerade kleinere Kinder gut verstehen können, ist der Streit. Streiten kennen Kinder nur zu gut und ein Krieg kann als Streit zweier Länder verstanden werden.

Tipp: Manchmal kann auch ein Film oder eine Serie helfen, in der das Thema auftaucht.

Nutzt einfache Worte und klare Beispiele, um das Thema zu erklären. Verzichtet auf dramatische Zuspitzungen, Anschuldigungen und Flüche. Je nach Altersgruppe, könnt ihr euren Kindern auch mehr Details zu dem Thema geben.

Achtet aber auch darauf, ob sie das wollen. Wenn eure Kinder ein Bedürfnis danach haben, mehr zu erfahren, könnt ihr z.B. zusammen Kindernachrichten wie "logo!" anschauen.

Auch wenn es um schlimme Dinge wie Krieg und Tod geht: Weicht nicht aus und spielt das Thema nicht herunter, auch wenn euch das vielleicht unangenehm ist.

Ihr könnt eure Kinder nicht von allem Unangenehmen fernhalten. Besser ihr bringt ihnen einen gesunden Umgang damit bei. Andernfalls machen sie sich am Ende eher noch mehr Gedanken.

Eine mögliche Kinderfrage wäre z.B.: "Sterben beim Krieg Menschen?"
Mögliche Antwort: "Krieg bedeutet, dass Menschen in Gefahr sind und sogar sterben können. Deshalb versuchen viele auch aus diesen Gebieten zu fliehen. Hier bei uns in Deutschland ist aber kein Krieg. Wir sind zuhause sicher."

Fragt immer wieder nach, ob eure Kinder verstehen, was ihr ihnen sagt. Akzeptiert auch, wenn sie nicht mehr wissen wollen und sich gerade lieber anderen Themen widmen möchten.

Sagt ruhig, wenn das Thema auch für euch kompliziert ist und ihr nicht alles dazu versteht. So können eure Kinder z.B. auch besser verstehen, warum ihr vielleicht mit anderen so viel darüber redet oder viele Nachrichten dazu schaut.

Die meisten Kinder, die in Deutschland aufgewachsen sind, haben keinen Bezug zum Krieg. Trotzdem bauen sie sich ohne Erklärungen ihre eigene Fantasiewelt dazu auf und bekommen so vielleicht gerade Angst. Sie haben das Gefühl, Krieg und Tod kommen auch zu ihnen nach Hause.

Zeigt euren Kindern die Verhältnisse auf. Auf einer Weltkarte könnt ihr ihnen zeigen, wo Kriegs- und Krisengebiete wie z.B. die Ukraine oder Israel liegen und wo Deutschland liegt. Ihr könnt ihnen z.B. auch erklären, dass Deutschland zu einem Bündnis gehört, in dem sich sehr viele Länder gegenseitig beschützen.

Es gibt mehrere Formate, die eure Kinder altersgerecht zu komplizierten Themen informieren. Schaut dafür zum Beispiel bei "logo!" oder "neuneinhalb" vorbei.
Helft euren Kindern beim Umgang mit Medien. Sprecht mit ihnen darüber, was verlässliche Quellen sind.

Macht euch und euren Kindern klar, dass es sich um Ausnahmesituationen handelt. Nicht alles ist schlecht auf der Welt. Nachrichten berichten häufig über schlimme Ereignisse, aber es gibt auch gute Meldungen. Erzählt euch gegenseitig etwas, das gut ist oder schaut mit euren Kindern auf das Jahr und all die schönen Dinge, die noch passieren werden oder schon passiert sind (Geburtstag, Urlaub usw.).

Tipp: Manchmal tut es auch Erwachsenen gut, mal alles auszuschalten (inklusive Handy) und sich auf etwas ganz Alltägliches zu konzentrieren: Essen machen, ein Spiel spielen, eine Geschichte vorlesen.

Ängste nehmen und Sicherheit geben: Interview mit KUMMERKASTEN-Beraterin Sabine Marx nach oben

Portrait Sabine Marx

Beraterin

Sabine Marx

Sabine Marx ist die Beraterin des "KUMMERKASTEN"-Teams. Sie ist Leiterin der Diakonie E-Mail-Beratung für Kinder und Jugendliche und gibt auf unseren Elternseiten regelmäßig Tipps zu verschiedenen Themen.

Sabine Marx: "Eltern sollten sehr aufmerksam sein. Es gibt Kinder, die äußern ihre Ängste sehr offen, da sollte man gesprächsbereit sein und ruhig auf die Fragen eingehen. Es gibt aber auch Kinder, die sich eher zurückziehen und da nicht so offen sind. Da ist es gut, wenn die Eltern auch wirklich hingucken, das Kind beobachten und dann vielleicht auch ansprechen. So kann man sagen: Hey, was ist denn los? Was geht dir durch den Kopf? Was beschäftigt dich?"

Sabine Marx: "Bilder haben eine große Macht, sie erreichen uns sofort. Nicht nur im Kopf, sondern wirklich auch im Herzen. Sie lösen große Gefühle aus oder können große Gefühle auslösen. Und da sollten Eltern schon drauf achten oder auch gucken, welche Bilder die Kinder zu sehen bekommen. Nachrichten sollte man vielleicht gemeinsam anschauen.

Gerade wenn Kinder älter sind kann es natürlich sein, dass sie selbst im Internet surfen und dann irgendwo landen und grausame Bilder sehen. Das lässt sich heutzutage leider auch nicht mehr komplett verhindern. Wir können die Kids nicht einsperren oder davon komplett fernhalten. Da ist es wichtig, das auch im Auge zu haben und auch dort gilt: Aufgreifen, ansprechen und sagen: Hey, hast du vielleicht irgendwas gesehen, was dir nicht mehr aus dem Kopf geht und was dich beunruhigt oder was Ängste auslöst?"

Sabine Marx: "Wenn sie authentisch sind und dann auch erklären, was sie warum fühlen, dann ist das nicht schädlich. Weil dann zeigen sie sich menschlich und das Kind kann das dann nachvollziehen und fühlt sich verbunden mit den Eltern.

Wenn das Ganze aber überdramatisiert wird, oder wenn man wirklich die eigene Unsicherheit auf das Kind überträgt, dann ist es für die Kinder eher schädlich. Weil die sichere Bank, also das, was den Kindern Sicherheit gibt, sind die Eltern, das zu Hause und dass da geschützter Rahmen ist.

Es ist wirklich eine Herausforderung für die Eltern da auch für sich zu schauen: „Mit wem kann ich meine wirklich ganz massiven Ängste besprechen?“, um dann ein Stück weit auch für die Kinder eine Stütze sein zu können."

Stand: Wed Oct 11 10:42:15 CEST 2023 Uhr