Stark mit Fidi

Streit um die Medienzeit: Tipps für Eltern

Im Alltag von Eltern und Kindern gibt es Situationen, die immer wieder zu Konflikten führen - zum Beispiel rund um die Nutzung von Tablets und anderen Medien. So geht es auch Maxi und seinem Vater im KiKA-Format "Stark mit Fidi". Wie sich für die kräftezährende Streitsituation gemeinsam Lösungen finden lassen, erfahrt ihr im Video mit Expertin Dr. Martina Stotz.

Warum Medienzeit oft für Konflikte sorgt nach oben

Vielleicht kennt ihr die Situation auch: Ihr habt mit eurem Kind ausgemacht, dass es eine Serie am Tablet schauen darf. Aber anstatt wie vereinbart nach einer Folge das Gerät wegzulegen, wird ein Video nach dem anderen geschaut...

Zeit mit Tablet, Fernsehen und Co. gehört zu den typischen Konfliktsituationen im Familienalltag, denn hier treffen verschiedene Erwartungen und Bedürfnisse aufeinander. Eltern erwarten von ihrem Kind, dass es sich an besprochene Abmachungen hält und reagieren manchmal gereizt, wenn es zu Dikussionen kommt. Aber vor allem kleinere Kinder bringen oft noch nicht die nötige Reife mit, solche Erwartungen immer zu erfüllen.

Elternfilm mit Expertin Dr. Martina Stotz: Streit um die Medienzeit lösen nach oben

So geht es auch Maxi und seinem Vater in unserer Serie "Stark mit Fidi". Gemeinsam mit der Fledermaus Fidi aus dem "KiKA Baumhaums" taucht Maxi in eine Fantasie ab und überlegt, wie es ihm leichter fallen könnte, das Tablet nach einer Folge wegzulegen. Pädagogin Dr. Martina Stotz hat bei der Serie als Skriptberaterin mitgewirkt. Im Video erklärt die Expertin, wie der Konflikt zwischen Maxi und seinem Vater entsteht und gibt Tipps, wie ihr Streit rund um die Nutzung von Tablet und anderen Medien nutzen könnt.

Vater: Maxi, wieso ist das Tablet noch an? Wir haben gesagt, eine Folge. Komm, her jetzt.

Dr. Martin Stotz: Da sind wir bei einer zu hohen Erwartungshaltung an Kinder. Das heißt, der Kleine ist in dem Moment total Impuls gesteuert, sieht die nächste Folge und will einfach weiter gucken.

Maxi: Ich gucke nur noch ganz kurz. Das macht so viel Spaß.

Dr. Martin Stotz: Hallo, ich bin Martina Stolz, promovierte Pädagogin und Erziehungsberaterin und ich durfte bei der Entwicklung der Kinderserie “Stark mit Fidi” als Skriptberaterin mitwirken. In jeder Folge kommt es zu einem Konflikt, der typisch ist für Familien mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren.

Vater: Maxi, Schluss jetzt.

Maxi: Nur noch eine Folge. Ich will wissen, wie die ausgeht.

Vater: Maxi, es reicht. Jetzt ist Feierabend. Hast du gehört? Nie wieder Tablet. Aus. Tablet ist gestrichen.

Dr. Martin Stotz: Wir sehen hier einen ganz aufgebrachten Papa, der vermutlich auch überfordert ist und sich total darauf eingestellt hat, dass sein Sohn sich an die Abmachung hält. Das ist für viele Eltern ganz schwierig, wenn Kinder sich nicht an Abmachungen halten, weil wir davon ausgehen, dass Kinder zu jeder Zeit in der Lage sind, sich an das zu halten, was besprochen wurde. Und da sind wir bei einer zu hohen Erwartungshaltung an Kinder. Das heißt, der Kleine ist in dem Moment total Impuls gesteuert, sieht die nächste Folge und will einfach weiter gucken und ein Kind handelt immer aus sich heraus, sorgt für sich in dem Moment und klickt auf Weiterschauen. Und deswegen brauchen Kinder in dem Moment eine Bezugsperson, die kommt und sagt „Stopp! Jetzt wird ausgemacht“.
Das heißt, eigentlich wäre es wichtig gewesen, dass der Papa eventuell auch in den letzten Minuten noch bei ihm gewesen wäre. Nur war er nicht da und deswegen hat der Kleine dann, weil der Papa nicht da war, auf „weiter“ geklickt.
Und der Papa kann tatsächlich in diesem Alter von dem Kind noch nicht erwarten, dass es zu jeder Zeit sich an diese Abmachung hält. Auch wenn das schön wäre, so ist es leider in der Realität nicht, weil der Junge noch nicht diese Hirnreife besitzt, auch tatsächlich konsequent zu bleiben. Und der Sohn hat natürlich absolutes Bedürfnis nach Spaß und weiter gucken sorgt eigentlich durch sein Verhalten für sich und ist natürlich dann total getroffen vom Verhalten seines Vaters und reagiert mit Gegendruck, weil er fühlt sich nicht respektvoll behandelt, weil der Papa ihm das Tablet aus der Hand reißen möchte. Und aus Überforderung zeigt der Papa dann ein sehr machtvolles Verhalten. Er ist auch mit seiner körperlichen Überlegenheit natürlich in dem Moment auch bedrohlich für seinen Sohn. Und deswegen reagiert Maxi mit Gegenangriff, mit Gegendruck. Das heißt, er geht total in die Rebellion und kommt gar nicht mehr in die Kooperation. Und da sind wir mitten in einem Machtkampf und es geht immer darum, genau diesen Machtkampf eigentlich zu verhindern. Damit das Kind mitmachen kann. Das heißt, Maxi bräuchte eigentlich zuerst Empathie, damit er dann das Tablet abgeben kann.

Maxi: Oh Mann, Fidi, das ist so gemein.

Fidi: Hey Maxi, du bist ja fiditionell sauer. Du dampfst ja richtig aus den Ohren. So wütend bist du. Aber warum bist du denn so wütend?

Maxi: Weil Papa hat mir das Tablet weggenommen und hat gesagt ich darf nie wieder schauen. Der ist so gemein!

Fidi: Waaas? Er hat dir einfach was weggenommen, was du gerade hattest? Das finde ich auch fiditionell gemein.

Dr. Martina Stotz: Fidi, die Meisterin der Empathie, wie ich sie gerne nenne, hört Maxi erst mal zu. Sie sieht ihn mit seiner Wut, mit seinen Gefühlen und sagt „Ah, du bist ja gerade fiditionell sauer“. Das heißt, sie erkennt genau das an, was Maxi gerade fühlt. Das hilft ihm schon mal, dass er sich beruhigen kann, dass er sich gesehen und auch gehört fühlt. Dann setzt Fidi eine wunderbare Strategie der Empathie ein. Sie erzählt selber eine Geschichte.

Fidi: Die fiditionellsten Geschichten erzählt meine Oma. Da könnte ich auch Stunden, Minuten, Tage, Wochen, Jahre, sekundenlang zuhören.

Dr. Martina Stotz: Und dann nutzt Fidi nochmal ein wertvolles Werkzeug der Empathie. Fidi ermöglicht Maxi, in eine Fantasiewelt einzutauchen, in der seine Wünsche komplett erfüllt werden. Auch da fühlt sich ein Kind in dieser Fantasiewelt erst mal komplett gesehen und gehört. Er darf sich vorstellen, wie dieses Tablet direkt vor seinen Augen ist, wenn Zähneputzen zu jeder Gelegenheit und dann danach, nachdem sich Maxi da richtig gesehen fühlt, auch tatsächlich noch beruhigter ist, weil er ja auch ins Lachen kommt mit der Fidi, hilft Fidi ihm, das Ganze so ein bisschen kritisch zu hinterfragen.

Fidi: Geschichten gucken macht Spaß, aber die ganze Zeit so ein Telbet-Brett vor dem Kopf. Da werde ich ja ganz hibbelig und kribbelig. Du nicht?

Maxi: Na ja, ein bisschen schon vielleicht.

Fidi:
Ich will lieber draußen spielen und ganz viel toben mit meinen Freunden.

Maxi: Fußball mit Tablet. Das wäre ja komisch. Eigentlich will ich auch nicht immer Tablet gucken. Das macht aber so viel Spaß, da mag ich einfach immer weiterschauen.

Fidi: Weißt du was am besten wäre? Wenn sich so ein Telbet-Brett selbst ausmacht.

Maxi:
Hmmm, da muss ich mal Papa fragen, ob das geht.

Dr. Martina Stotz: Und Maxi schlägt dann seinem Papa genau diese Idee vor.

Vater: Was haben wir ausgemacht? Nur eine Geschichte schauen.

Maxi: Aber da war schon das Bild von der nächsten Geschichte und die war schon wieder so schön. Kannst du vielleicht einstellen, dass sich das Tablet selbst ausschaltet?

Vater:
Keine Ahnung, ob das geht, aber ich schaue es mir mal an und schaue, was da möglich ist. Okay? Komm her.

Dr. Martina Stotz: In dieser Szene ist zu sehen, wie der Papa wieder eine Verbindung zu seinem Kind aufbaut. Und das darüber, dass er sein Verhalten bedauert. Dass er klar macht, dass er so eigentlich gar nicht reagieren wollte, weil er möchte ja respektvoll mit seinem Kind umgehen. Und Maxi weiß vermutlich auch oder spürt das, dass der Papa vermutlich überfordert war, weil er sich drauf verlassen hat, dass er dieses Tablet ausmacht. Und tatsächlich ist dieser Moment der Verbindung ganz entscheidend, damit auch eine Lösung gefunden werden kann, weil ansonsten entsteht ein ganz großes Machtgefälle und der Papa ist durch sein Verhalten so in der Lage wirklich mit Maxi auf Augenhöhe eine Lösung zu finden. Und er hört ja seinem Sohn auch ganz aufmerksam zu. Auch dieses Zuhören ist eine Form der Empathie und ist bereit, auch seinen Lösungsvorschlag anzunehmen. Und Maxi hat natürlich dann selbst auch dieses Selbstwirksamkeitserlebnis, weil er macht ja den Vorschlag. Und für Kinder ist es viel leichter, sich an eine Abmachung zu halten, wenn sie diese Abmachung auch selbst vorgeschlagen haben.

Maxi: Papa hatte ein bisschen rumgesucht und gefunden, wo er einstellen kann, wie lange ich schauen darf. Ein Tablet ist cool und schön. Es gibt aber noch viele andere Sachen, die mir auch Spaß machen.

Dr. Martina Stotz: In dieser Folge wird sehr, sehr klar, dass der Papa ein großes Bedürfnis nach Zuverlässigkeit hat. Und das passiert ganz häufig, dass Eltern denken “Ja, mir ist diese Zuverlässigkeit wichtig und mein Kind muss jetzt dieses Bedürfnis erfüllen.” Ich hatte schon ganz zu Anfang gesagt, dass ein Kind mit fünf Jahren das noch nicht zu jeder Zeit leisten kann. Das hat einfach nur mit der fehlenden Reife des Kindes zu tun. Nicht, weil das Kind böswillig agiert. Und deswegen sind Eltern selbst dafür verantwortlich, für das eigene Bedürfnis nach Zuverlässigkeit zu sorgen. Und in dem Fall könnte das die Strategie sein, dass dieses Tablet von selber ausgeht. Dann hat auch der Papa die Zuverlässigkeit, dass das Kind nicht länger schaut. Ganz klar wird auch gerade am Ende der Folge, dass es dem Papa ja eigentlich um die Gesundheit von Maxi geht. Und das ist ganz entscheidend, dass Kinder immer spüren die Mama oder der Papa, die treffen eine Entscheidung für mich und nicht gegen mich. Es geht Mama und Papa immer um die Fürsorge. Und das wird noch mal ganz, ganz deutlich am Ende, dass Maxi das verstanden hat, weil der Papa eben verantwortlich für seine Gesundheit ist.

Diese und noch weitere Folgen von “Stark mit Fidi” findet ihr ab sofort auf kikaninchen.de.

Was Kinder beim Medienkonsum brauchen: 3 Tipps für Eltern von Dr. Martina Stotz nach oben

Dr. Martina Stotz | Rechte: Lupalipa media

Die Expertin

Dr. Martina Stotz

Dr. Martina Stotz ist promovierte Pädagogin und war jahrelang Grundschullehrerin sowie Schulberaterin. Zusätzlich arbeitete sie als musikalische Früherzieherin in KiTas und Krippen. Seit 2021 begleitet sie mit ihrem Online-Unternehmen Eltern und pädagogische Fachkräfte in Onlinekursen, Webinaren und Vorträgen vor Ort. Ihre Vision ist es, dass Kinder mit bedingungsloser Liebe, ohne Bestrafung, aufwachsen dürfen.

Dr. Martina Stotz: "Sucht gemeinsam Inhalte aus, die nicht zum Weiterschauen verleiten. Zum Beispiel Folgen, die in sich abgeschlossen sind."

Dr. Martina Stotz: "Nutzt Geräte oder digitale Angebote, die sich selbst nach einer bestimmten Zeit wieder ausschalten. Diese Funktionen können in der KiKANiNCHEN-App und im KiKA-Player eingestellt werden. Auch auf kikaninchen.de kann über das Uhrensymbol ein Webwecker eingestellt werden."

Dr. Martina Stotz: "Schenkt eurem Kind Nähe, kurz bevor die Medienzeit zu Ende geht. So fällt es eurem Kind leichter, das Gerät auszuschalten."

Dr. Martina Stotz: "Medienkonsum kann süchtig machen. Es braucht deshalb unbedingt liebevolle Begrenzungen durch die Eltern, damit Kinder ausreichend vor einer Sucht geschützt werden. Am besten könnt ihr vorbeugen, wenn dein Kind auch an anderen Dingen sehr viel Spaß hat. Deshalb sucht immer wieder nach neuen Talenten."

Fledermaus Fidi aus dem KiKA-Baumhaus mit lachenden Kindern

Was ist "Stark mit Fidi"?

„Stark mit Fidi“ ist eine Realserie für Kinder im Vorschulalter. In zehn Folgen zeigen echte Familien typische Konflikte im Alltag von Eltern und Kindern. Mit Hilfe von Fledermaus Fidi aus dem "KiKA Baumhaus" werden gemeinsam Lösungen für die Stress-Situationen gesucht. Die Serie ist mit der Beratung von Pädagogin Dr. Martina Stotz entstanden. Alle Folgen sind auf kikaninchen.de verfügbar.

Stand: Tue Feb 06 08:50:36 CET 2024 Uhr