Stark mit Fidi

Wenn Kinder nicht alleine schlafen wollen: Tipps für Eltern

Im Alltag von Eltern und Kindern gibt es Situationen, die immer wieder zu Konflikten führen - zum Beispiel, wenn Kinder nicht alleine einschlafen wollen. So geht es auch Sophia und ihrer Mutter im KiKA-Format "Stark mit Fidi". Wie sich für die angespannte Situation gemeinsam Lösungen finden lassen, erfahrt ihr im Video mit Expertin Dr. Martina Stotz.

Wenn am Abend die Angst kommt... nach oben

Vielleicht kennt ihr die Situation auch: Nach einem anstrengenden Tag braucht ihr am Abend Ruhe und Entspannung. Aber euer Kind kommt alleine nicht in den Schlaf und ruft immer wieder nach euch.

Probleme mit dem Schlafengehen gehören zu den typischen Konfliktsituationen im Familienalltag, denn hier treffen verschiedene Bedürfnisse aufeinander. Eltern brauchen am Abend Zeit, um zur Ruhe zu kommen und reagieren vielleicht gereizt, wenn das nicht klappt. Kinder brauchen dagegen oft noch Sicherheit und Geborgenheit von ihren Eltern, um mit Ängsten vor dem Schlafengehen umzugehen.

Elternfilm mit Expertin Dr. Martina Stotz: Kindern helfen, mit Ängsten umzugehen nach oben

So geht es auch Sophia und ihrer Mutter in unserer Serie "Stark mit Fidi". Gemeinsam mit der Fledermaus Fidi aus dem "KiKA Baumhaums" taucht Sophia in eine Fantasie ab und lernt, wie es ihr leichter fallen könnte, ihre Ängste zu besiegen. Pädagogin Dr. Martina Stotz hat bei der Serie als Skriptberaterin mitgewirkt. Im Video erklärt die Expertin, wie der Konflikt zwischen Sophia und ihrere Mutter entsteht und was Eltern tun können, um abendliche Ängste ihrer Kinder zu lindern.

Sophia: Mama!

Mutter: Sophia, es gibt nichts, wovor du jetzt Angst haben musst. Gute Nacht!

Dr. Martina Stotz: Jede Angst, die nicht anerkannt wird, die nicht gesehen wird, die wird noch stärker. Also rein emotionspsychologisch ist es immer wichtig, ein Gefühl anzunehmen.

Sophia: Ich habe Angst, Fidi.

Dr. Martina Stotz: Hallo, ich bin Martina Stotz, promovierte Pädagogin und Erziehungsberaterin und ich durfte bei der Entwicklung der Kinderserie “Stark mit Fidi” als Skriptberaterin mitwirken. In jeder Folge kommt es zu einem Konflikt, der typisch ist für Familien mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren.

Mutter: Sophia, was ist denn?

Sophia: Ich habe Angst, wenn ich allein bin.

Mutter: Sophia es gibt nichts, wovor du jetzt Angst haben muss. Ich bin doch gleich nebenan. Und ich möchte jetzt auch wirklich meine Ruhe haben. Verstanden? Gute Nacht.

Dr. Martina Stotz: Ganz offensichtlich ist, dass die Mutter in diesem Moment Ruhe und Entspannung braucht. Das heißt, sie macht eigentlich ihre kleine Tochter Sophia dafür verantwortlich, dass sie jetzt schnell alleine einschläft, damit sie Ruhe und Entspannung bekommt. Nur, Sophia ist ja abhängig von der Sicherheit ihrer Mutter und kann in dem Moment nicht einschlafen. Das heißt sie kriegt noch mehr Angst, weil sie merkt, da ist so viel Druck. Und dann reagiert natürlich Sophia mit Gegendruck und das zeigt sich auch ganz klar in dieser Geschichte. Wenn die Mutter raus geht´und ihr die Einfühlung davor nicht schenkt, nicht sagt “Hey, du hast Angst“ und „Ich bleib erst noch mal da und schenk dir Nähe”, dann wird die Angst noch größer bei Sophia und deswegen wird auch das Mama schreien immer lauter.

Sophia: Mama!

Dr. Martina Stotz: Und das führt dazu, dass sich tatsächlich Sophia in dem Moment einsam fühlt, noch ängstlicher wird. Und tatsächlich hat Sophia in dem Moment wirklich richtige Angst, weil sie ja diese Schatten sieht. Und deswegen macht sie dann auch das Licht an. Das heißt, es gibt ganz viele Anzeichen, dass Sophia da kein Theater veranstaltet, wie viele Menschen immer denken, sondern dass Sophia wirklich erst noch mal Sicherheit braucht. Sophias Mutter versucht, Sophia zu helfen, indem sie sagt “Es gibt doch nichts, wovor du Angst haben brauchst.” Und genau das verstärkt allerdings noch mehr Sophias Angst, weil jede Angst, die nicht anerkannt wird, die nicht gesehen wird, die wird noch stärker, also rein emotionspsychologisch. Es ist immer wichtig, ein Gefühl anzunehmen und es nicht zu relativieren. Das wissen viele Erwachsene natürlich nicht, weil sie es als Kind selbst nicht so erlebt haben. Das heißt, die Mutter könnte so etwas sagen wie “Ich sehe, du hast gerade Angst. Was brauchst du jetzt, damit du dich sicher fühlst?”
Und dieser Satz “Es gibt doch gar nichts!”, das ist für die Sophia ganz schwer zu akzeptieren und verstärkt ihre Angst noch.

Sophia: Ich habe Angst, Fidi.

Fidi: Hallo Sophia! Warum hast du denn Angst?

Sophia: Ich habe Angst, wenn ich allein bin.

Fidi: Auweia. Sind deine Eltern weg? Wo sind die denn?

Dr. Martina Stotz: Fidi macht es wie immer, sie gibt erst mal der Sophia ganz viel Raum, ihre Angst auszudrücken und fragt “Ja, warum hast du Angst? Erzähl mal!”.
Das heißt, sie gibt wirklich der Sophia die Möglichkeit, diese Angst auszudrücken und dann auch anzunehmen. Fidi tut die Angst nicht ab oder relativiert die Angst auch nicht. Und das hilft Sophia erstmal, dass sie sich beruhigt im ersten Schritt. Und dann macht es Fidi wie immer. Sie erzählt von sich selbst und sagt “Ich kenne das auch. Wenn ich Angst habe, dann kann ich erst recht nicht einschlafen. Dann bin ich so aufgeregt.” Das heißt, Sophia fühlt sich noch mehr verstanden, kann sich noch besser beruhigen.

Fidi: Weißt du, weißt du, was am besten wäre?

Sophia: Nein, was denn?

Fidi: Wenn unsere Mamas und Papas immer nur für uns da wären und nie was Anderes machen würden, dann könnten sie immer auf uns aufpassen und wir könnten immer mit ihnen kuscheln.

Sophia: Ja, das wäre schön, wenn meine Mama ein Kuscheltier wäre.

Fidi: Oh ja!

Sophia: Und dann könnte sie nicht einfach weggehen.

Fidi: Ah, ist das schön warm. Und kuschelwuschelweich!

Dr. Martina Stotz: Fidi schenkt ihr dann durch diese Fantasie-Szene noch mehr Empathie. Und zwar haben sie die Idee, dass die Mama ja ein Kuscheltier sein könnte, das immer bei Sophia bleiben muss. Also völlig übertrieben. Eine Mama, die verkleidet ist als Kuscheltier, die nicht mehr weggehen kann und dann meint Sophia auch “Dann muss ich nie mehr alleine einschlafen!” Und völlig deutlich wird dann allerdings:  Das ist total unrealistisch. Nur klar wird, Sophia hat einfach ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. Und Mama muss ja nicht immer dieses Bedürfnis erfüllen, sondern vielleicht gibt es auch andere Wege, damit Sophia sich sicher fühlen kann. Das heißt, der Wunsch wäre natürlich, dass die Mama immer da ist und Sophia nie alleine einschlafen muss. Und das Bedürfnis ist allerdings Sicherheit und Geborgenheit und das kann eben auch anders erfüllt werden. Und dafür sucht dann Fidi gemeinsam mit Sophia in dem Moment, wenn sie bereit ist und ausreichend Empathie bekommen hat, eine Strategie.

Sophia: Meine Mama ist ja gar kein Kuscheltier und sie will, dass ich alleine einschlafe.

Fidi: Ja, stimmt. Aber weißt du was? Du bist ja gar nicht alleine. Weil ich ja bei dir bin.

Sophia: Stimmt, Fidi. Du bist ja bei mir.

Fidi: Mir fällt gerade wieder ein fiditioneller Trick ein.

Sophia: Welcher Trick denn?

Fidi: Also, Frau Eule ist ja fiditionell alt. Die muss immer ein Mitternachtsschläfchen machen und wenn sie nicht einschlafen kann, dann guckt sie hoch in die Sterne, denkt an was Schönes und dann atmet sie ganz tief ein und aus.

Dr. Martina Stotz: Das, was Fidi gemacht hat, können natürlich Eltern tun, weil natürlich ist es in Ordnung, dass Eltern abends erschöpft sind, auch mal Ruhe brauchen. Nur brauchen Kinder eben auch jemand, der sie begleitet, wenn sie Angst haben. Und sie brauchen die Sicherheit und Strategien, um alleine einzuschlafen. Und das hilft eben total, dass Eltern verstehen, es ist okay, sich abzugrenzen. Es ist okay, dass man selbst auch mal Ruhe braucht. Nur brauchen Kinder eben diesen Übergang. Sie brauchen Strategien, wenn sie was alleine schaffen sollen. Wir dürfen Kinder nicht überfordern in so einem Schritt, gerade beim alleine einschlafen, weil da brauchen Kinder besonders viel Geborgenheit und Sicherheit.

Mutter: Guten Morgen, Sophia. Du, das tut mir total leid, dass ich dich gestern so angemeckert habe. Weißt du, ich habe einfach dringend mal eine Pause gebraucht.

Sophia: Ist schon gut, Mama.

Dr. Martina Stotz: Die Mutter kommt zurück, bedauert ihr Verhalten und geht dadurch auch wieder in Verbindung mit ihrer Tochter. Und sie hat sogar eine Lösung mit dabei. Einen Strategievorschlag, weil ihr ist es aufgefallen, dass ihre Tochter in der Dunkelheit Angst hat. Und dadurch erkennt sie auch das Gefühl Angst ihrer Tochter an und sagt: “Ich habe gesehen, du hast Angst  und du hast ja das Licht angemacht. Und deswegen habe ich eine Idee. Ich habe die Lichterkette dabei.” So fühlt sich Sophia gesehen und Sophia hat auch die Möglichkeit, noch mal gemeinsam mit ihrer Mutter zu feiern, dass sie es geschafft hat, alleine einzuschlafen. Und dieses gemeinsame Feiern ist ganz wertvoll, damit auch Sophia dieses Erfolgserlebnis hat, weil sie hat es selbst geschafft, alleine einzuschlafen. Ihre Mutter sieht dieses Erfolgserlebnis. Das ist wichtig, dass sie gemeinsam darüber auch noch mal sprechen.

Sophia: Ich bin so stolz. Ich habe es geschafft, ohne Mama einzuschlafen und mit der schönen Lichterkette geht's bestimmt noch besser.

Dr. Martina Stotz: Kinder können lernen an Sophias Beispiel, dass eine Angst überwunden werden kann, indem man ganz viele Strategien sammelt, um Sicherheit zu bekommen. Und das kann übertragen werdenauf jede beliebige Situation. Einmal vielleicht das alleine einschlafen, Angst vielleicht vor dem Schwimmkurs oder Angst vor irgendwelchen Situationen. Das Wichtige ist, dass Kinder diese Angst erst mal äußern dürfen, dass sie angenommen wird und dass man dann ganz viele Strategien sammelt, um mehr Sicherheit zu bekommen. Dann können Kinder jede Angst überwinden und das können sie gemeinsam mit ihren Eltern schaffen.

Diese und noch weitere Folgen von “Stark mit Fidi” findet ihr ab sofort auf kikaninchen.de!

Was Kinder brauchen, um alleine einzuschlafen: 3 Tipps für Eltern von Dr. Martina Stotz nach oben

Dr. Martina Stotz | Rechte: Lupalipa media

Die Expertin

Dr. Martina Stotz

Dr. Martina Stotz ist promovierte Pädagogin und war jahrelang Grundschullehrerin sowie Schulberaterin. Zusätzlich arbeitete sie als musikalische Früherzieherin in KiTas und Krippen. Seit 2021 begleitet sie mit ihrem Online-Unternehmen Eltern und pädagogische Fachkräfte in Onlinekursen, Webinaren und Vorträgen vor Ort. Ihre Vision ist es, dass Kinder mit bedingungsloser Liebe, ohne Bestrafung, aufwachsen dürfen.

Dr. Martina Stotz: "Kinder brauchen Geborgenheit, Sicherheit und Nähe. Das heißt, Eltern können vor dem Einschlafen ganz, ganz viel Nähe schenken. Das kann zum Beispiel beim gemeinsamen Lesen geschehen."

Dr. Martina Stotz: "Kinder brauchen unbedingt viel Empathie, wenn sie Angst haben. Das heißt, die Angst darf nicht relativiert werden."

Dr. Martina Stotz: "Kinder brauchen dringend Strategien, um alleine einzuschlafen - zum Beispiel ruhiges Atmen, an etwas Schönes denken oder eine Lichterkette aufhängen."

Dr. Martina Stotz: "Wenn Kinder das Gefühl haben, sie MÜSSEN jetzt alleine einschlafen, wird das Gefühl der Angst noch verstärkt. Deshalb übt in kleinen Schritten und schenkt eurem Kind soviel Sicherheit wie nötig."

Fledermaus Fidi aus dem KiKA-Baumhaus mit lachenden Kindern

Was ist "Stark mit Fidi"?

„Stark mit Fidi“ ist eine Realserie für Kinder im Vorschulalter. In zehn Folgen zeigen echte Familien typische Konflikte im Alltag von Eltern und Kindern. Mit Hilfe von Fledermaus Fidi aus dem "KiKA Baumhaus" werden gemeinsam Lösungen für die Stress-Situationen gesucht. Die Serie ist mit der Beratung von Pädagogin Dr. Martina Stotz entstanden. Alle Folgen sind auf kikaninchen.de verfügbar.

Stand: Tue Feb 06 08:50:23 CET 2024 Uhr