Stark mit Fidi

Eifersucht unter Geschwistern: Tipps für Eltern

Im Alltag von Eltern und Kindern gibt es Situationen, die immer wieder zu Konflikten führen - zum Beispiel, wenn Kinder auf ihre Geschwister eifersüchtig sind. So geht es auch Zoe mit ihrem Bruder im KiKA-Format "Stark mit Fidi". Wie sich für die sensible Situation gemeinsam Lösungen finden lassen, erfahrt ihr im Video mit Expertin Dr. Martina Stotz.

Eifersüchtige Geschwister - Herausforderung für Eltern nach oben

Vielleicht kennt ihr die Situation auch: Ihr gebt einem eurer Kinder besonders viel Aufmerksamkeit, z.B. weil es etwas Tolles in der Schule oder beim Sport geschafft hat. Geschwisterkinder, die in dem Moment weniger im Fokus stehen, fühlen sich vielleicht nicht gesehen und reagieren eifersüchtig.

Mit dem Gefühl Eifersucht rational umzugehen, ist für kleinere Kinder noch nicht möglich. Stattdessen richtet sich ihr Frust dann manchmal direkt gegen den Bruder oder die Schwester.

Elternfilm mit Expertin Dr. Martina Stotz: Eifersucht unter Geschwistern schlichten nach oben

So geht es auch Zoe in unserer Serie "Stark mit Fidi". Sie ist eifersüchtig auf ihren Bruder Levin und versteckt seinen neuen Tennis-Schläger. Gemeinsam mit der Fledermaus Fidi aus dem "KiKA Baumhaums" taucht Zoe in eine Fantasie ab und überlegt, wie sie ihren Fehler wiedergutmachen kann. Pädagogin Dr. Martina Stotz hat bei der Serie als Skriptberaterin mitgewirkt. Im Video erklärt die Expertin, was Zoe in dieser Situation braucht und warum es so wichtig ist, auf die Fehler von Kindern verständnisvoll zu reagieren.

Dr. Martina Stotz: In diesem Moment ist es ganz natürlich, dass Zoe noch keine andere Strategie hat, dass sie irgendetwas gegen ihren Bruder machen möchte.

Levin: Zoe, hast du meinen Tennisschläger gesehen?

Dr. Martina Stotz: Hallo! Ich bin Martina Stotz, promovierte Pädagogin und Erziehungsberaterin und ich durfte bei der Entwicklung der Kinderserie “Stark mit Fidi” als Skriptberaterin mitwirken. In jeder Folge kommt es zu einem Konflikt, der typisch ist für Familien mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren.

Levin: Sorry Zoe, der war einfach zu gut für dich.

Vater: Stark, Levin.

Zoe: Können wir jetzt gehen? Immer kann Levin alles besser.

Mutter: Na Zoe, das wird schon noch.

Vater: Der neue Schläger ist gut, oder?

Levin: Ja, der ist total leicht.

Mutter: Hey Zoe, vielleicht kannst du ja Levins alten Schläger mal ausprobieren?

Zoe: Nein.

Mutter: Wollen wir uns noch für nächste Woche eintragen?

Levin: Ja, wenn wir reingehen. Dann kann ich auch noch mal auf die Toilette gehen.

Mutter: Zoe, kommst du mit?

Zoe: Ich warte hier.

Levin: Okay.

Zoe: Blöder neuer Schläger.

Dr. Martina Stotz: Die Eltern sind natürlich unglaublich stolz auf ihren talentierten Sohn und das bringen sie ganz stark zum Ausdruck. Und an so einer Stelle ist es eben wichtig, auch immer auf das andere Kind zu schauen und beide Kinder mit ihren Stärken zu sehen, damit sich nicht ein Kind benachteiligt fühlt. Zoe ist in diesem Moment total enttäuscht und traurig, weil sie sich auch nach Anerkennung sehnt und auch gesehen werden möchte. Genauso wie ihr Bruder. Und als jüngere Schwester ist sie ohnehin oft in der Position, dass ihr Bruder was besser kann. Das sagt sie ja auch: “Immer kann er alles besser.”
Und das ist für sie in dem Moment ganz schwer auszuhalten. Und sie bräuchte eigentlich in diesem Moment Empathie, dass jemand kommt und sagt: “Das habe ich gesehen und du würdest auch gerne mal so gut sein wie dein Bruder.” Nur ihre Mutter sagt dann eben so was wie: “Das wird schon noch.” Und das relativiert Zoes Gefühl eher und verstärkt ihre Enttäuschung und ihre Traurigkeit in dem Moment.
Und in diesem Moment ist es ganz natürlich, da Zoe noch keine andere Strategie hat, dass sie irgendetwas gegen ihren Bruder machen möchte. Das ist oft eine Strategie, die Kinder in Geschwisterbeziehungen wählen, weil das ist ein sehr ungefährliches Ziel. Weil eine Schwester oder einen Bruder, kann ich ja nie verlieren, der bleibt ja immer da. Das heißt, sie überlegt sich irgendwas, was sie gegen ihren Bruder machen kann, um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, weil sie eben noch keine andere Strategie hat. Sie kann doch nicht zu ihrer Mama gehen und sagen „Mama, ich bin enttäuscht und verzweifelt und wütend, hilf mir damit“, weil das wäre eigentlich eine gesündere Strategie. Sondern sie wählt dann eben die Strategie und versteckt den Tennisschläger.

Levin: Zoe, hast du meinen Tennisschläger gesehen? Oh Mann, er ist weg. Das kann doch nicht sein!

Zoe: Oh je Fidi, was mach ich denn jetzt?

Fidi: Hallo Zoe! Ui, du siehst aber gar nicht fröhlich aus.

Zoe: Nein, ich glaube, ich habe was ganz Schlimmes gemacht.

Fidi: Du hast was Schlimmes gemacht? Oh weia! Was denn?

Zoe: Ich habe Levins neuen Tennisschläger versteckt.

Dr. Martina Stotz: Fidi schenkt Zoe erstmal Einfühlung. Das heißt, sie hört ihr zu. Sie fragt, was los ist. Und Zoe kann einfach erst mal ihr Herz ausschütten, ohne bewertet zu werden, ohne verurteilt zu werden. Und das Wichtige ist: Sie wird nicht für ihren Fehler verurteilt. Und in diesem Moment schafft es Fidi auch durch eine eigene Geschichte, die sie erzählt, Zoe das Gefühl zu geben: Du darfst Fehler machen, es ist okay Fehler zu machen.

Fidi: Ich hab mal ausversehen die Abhängematte von meiner Mama kaputt gemacht und dann habe ich mich nicht getraut, was zu sagen, als sie es gemerkt hat. Puh, da hatte ich ein ganz doofes Gefühl im Bauch. Am liebsten würde ich jetzt schnell zum Tennisplatz flitz-flattern und den Schläger für dich holen. Aber der ist zu schwer für mich. Schade, dass wir nicht zaubern können.

Zoe: Oh ja, Fidi, das wäre cool, wenn wir zaubern könnten. Da würden wir zuallererst Levins Schläger herzaubern. Hokuspokus!

Fidi: Fidibus! Fiditionell! Jetzt ist alles wieder gut.

Dr. Martina Stotz: Auch die Fantasie-Szene hilft der Zoe noch mal, dass sie sich komplett verstanden fühlt, weil Fidi möchte mit ihr gemeinsam diesen Tennisschläger wieder herzaubern. Und das wäre natürlich für Zoe die beste Lösung, dass sie diesen Fehler erst gar nicht gemacht hat. Das wünscht sich ja jeder, der einen Fehler gemacht hat. Man möchte diesen Fehler rückgängig machen. Und in der Realität ist es nun mal so: Fehler sind passiert und es geht dann nur in die eine Richtung. Also es ist nur möglich, diesen Fehler wiedergutzumachen und das dürfen Kinder auch lernen. Die Fantasie-Geschichte hilft eben Zoe dabei, sich noch mehr verstanden zu fühlen. Dann gibt es in der Fantasie-Szene auch noch die Möglichkeit für Zoe, dass ihr Bedürfnis nach Anerkennung erfüllt wird. Das heißt, ihr wird noch einmal klar durch die Fantasie, die Fidi mit ihr zaubert, dass sie selber auch mit ihren Stärken gesehen werden möchte, dass sie auch in etwas richtig gut sein möchte. Und das wird Zoe noch mal über sich selbst klar und kann sie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt dann auch äußern und dafür kann sie dann auch kämpfen. Das kann auch eine Motivation für sie sein, um über sich hinauszuwachsen.

Fidi: Vielleicht kannst du das auch ohne Zauber wieder gut machen. Ich wollte meiner Mama das mit der Abhängematte erst auch nicht sagen, aber dann habe ich ihr extra viele Leckerschmecker-Fliegen gefangen und es doch zugegeben. Und dann habe ich ihr gesagt: “Es tut mir fiditionell leid.” Vielleicht geht das ja bei dir auch so.

Zoe: Ich könnte Levin ja ein Bild malen. Dann wäre er vielleicht nicht so sauer.

Fidi: Ah, bestimmt!

Dr. Martina Stotz: Und dann über diese Empathie ist tatsächlich auch Zoe wieder bereit für eine Lösung und auch bereit zuzuhören, wie Fidi, die ihren Fehler wiedergutgemacht hat. Und dann kommt eben Zoe selber auf die Idee, dass sie ihren Fehler ja auch wiedergutmachen könnte und fasst auch den Mut, tatsächlich ihren Fehler einzugestehen. Und das ist ja etwas, was ganz entscheidend ist, dass wir Kindern beibringen, dass sie Fehler machen dürfen und dass sie dann nicht hilflos mit diesem Fehler zurückbleiben, sondern sie immer eine Strategie haben, diesen Fehler auch wiedergutzumachen. Und dabei hilft Fidi auf wunderbare Weise.

Mutter: Ach Zoe, komm mal her. Hast du dich beim Tennisspielen schlecht gefühlt? Wir haben uns so sehr über Levin gefreut. Da haben wir dich gar nicht beachtet. Das tut mir echt leid.

Dr. Martina Stotz: Die Mutter erkennt natürlich durch das Verhalten ihrer Tochter, dass sie da sehr unbewusst ihre Tochter übersehen hat und dass es ihre Aufgabe ist, das Bedürfnis nach Anerkennung bei ihrer Tochter zu erfüllen und mehr auf ihre Stärken zu schauen. Das wird in dem Moment ganz klar, weil die Mutter ja total bereut, dass sie die Kleine in dem Moment nicht sehen konnte und das auch so zum Ausdruck bringt. Das hilft natürlich Zoe auch, sich wertvoll zu fühlen, so wie sie ist.

Zoe: Bist du sauer auf mich?

Mutter: Nein, Zoe. Ich bin voll stolz, dass du uns das gesagt hast.

Dr. Martina Stotz: Zoe zeigt natürlich in diesem Moment eine besondere Stärke. Sie ist in der Lage, ihren Fehler selbst wiedergutzumachen, in ihrem Alter, was natürlich eine wahnsinnige Leistung für sie ist. Das heißt, ihre Mama ist dann stolz auf sie, weil sie diese Leistung erbracht hat. Und da reagiert natürlich auch die Mutter absolut vorbildlich, weil sie ihrer Tochter keinen Vorwurf macht für ihren Fehler. Dazu neigen Eltern ja tatsächlich oft auch in ihrer eigenen Wut, dass den Kindern dann doch noch ein Vorwurf gemacht wird, auch wenn die vielleicht einen Fehler eingestehen. Und so hat Zoe eben auch zukünftig keine Angst davor, ihre Fehler zuzugeben und auch wieder gut zu machen. Und dadurch kann Zoe sich auch selbst verzeihen und daraus selbst sehr viel lernen, weil das Verzeihen ist auch immer ganz wichtig, dass man beim nächsten Mal den Fehler nicht noch mal macht.

Zoe: Ich bin so froh, dass Levins Schläger wieder da ist und dass er mich nicht sauer auf mich war.

Dr. Martina Stotz: Diese und noch weitere Folgen von “Stark mit Fidi” findet ihr ab sofort auf kikaninchen.de!

Starke Geschwister-Beziehung: 3 Tipps für Eltern von Dr. Martina Stotz nach oben

Dr. Martina Stotz | Rechte: Lupalipa media

Die Expertin

Dr. Martina Stotz

Dr. Martina Stotz ist promovierte Pädagogin und war jahrelang Grundschullehrerin sowie Schulberaterin. Zusätzlich arbeitete sie als musikalische Früherzieherin in KiTas und Krippen. Seit 2021 begleitet sie mit ihrem Online-Unternehmen Eltern und pädagogische Fachkräfte in Onlinekursen, Webinaren und Vorträgen vor Ort. Ihre Vision ist es, dass Kinder mit bedingungsloser Liebe, ohne Bestrafung, aufwachsen dürfen.

Dr. Martina Stotz: "Verzichte unbedingt auf Vergleiche."

Dr. Martina Stotz: "Schenke deinen Kindern gleichermaßen Wertschätzung."

Dr. Martina Stotz: "Sieh deine einzelnen Kinder als Individuen und sieh ihre einzelnen Stärken."

Dr. Martina Stotz: "Streit in der Geschwisterbeziehung gehört dazu und hilft Kindern bei der sozioemotionalen Entwicklung. Versuche Streit nicht negativ zu bewerten, sondern erkenne immer wieder die Chance darin, dass dein Kind Konfliktlösestrategien lernt."

Fledermaus Fidi aus dem KiKA-Baumhaus mit lachenden Kindern

Was ist "Stark mit Fidi"?

„Stark mit Fidi“ ist eine Realserie für Kinder im Vorschulalter. In zehn Folgen zeigen echte Familien typische Konflikte im Alltag von Eltern und Kindern. Mit Hilfe von Fledermaus Fidi aus dem "KiKA Baumhaus" werden gemeinsam Lösungen für die Stress-Situationen gesucht. Die Serie ist mit der Beratung von Pädagogin Dr. Martina Stotz entstanden. Alle Folgen sind auf kikaninchen.de verfügbar.

Stand: 06.02.2024, 08:50 Uhr