KUMMERKASTEN
Streit mit den Kindern
Sabine Marx im Interview
Wie löse ich Konflikte und Streitsituationen mit meinen Kindern? Sabine Marx fasst die wichtigsten Grundregeln zusammen.
Sabine Marx: "Dort wo Menschen zusammenleben, gibt es auch Streit und Konflikte. Das ist normal und gehört zum Leben dazu. Streiten ist für die Persönlichkeitsentwicklung Ihres Kindes wichtig. Es kann lernen, andere Bedürfnisse wahrzunehmen und Rücksicht zu nehmen, aber auch für eigene Bedürfnisse einzutreten."
"Achten Sie darauf, dass sich Konflikte nicht zu einem Machtkampf entwickeln, in dem es nur einen Sieger und einen Verlierer geben kann. Lassen Sie Ihr Kind zu Wort kommen und hören Sie sich in Ruhe seine Argumente und Sichtweisen an. Dadurch spürt es, dass es ernst genommen wird. Vielleicht finden Sie auf diesem Weg einen Kompromiss, der für beide Seiten annehmbar ist."
"Hilfreich ist, für das alltägliche Miteinander Regeln aufzustellen. Damit vermeiden Sie, dass jeden Tag alles wieder neu diskutiert werden muss. Das spart Kraft und gibt Ihrem Kind, aber auch Ihnen, Orientierung und Sicherheit.
Achten Sie beim Aufstellen der Regeln darauf, dass nicht nur Sie der Bestimmer sind. Beziehen Sie Ihr Kind mit ein und lassen Sie es mitreden. Interessieren Sie sich für seine Ideen und Vorschläge. Dadurch stärken Sie das Selbstwertgefühl Ihres Kindes. Außerdem fällt es leichter, sich an gemeinsam erarbeitete Regeln zu halten."
"Beim Streiten kann es auch mal laut werden. Es wird geflucht und Schimpfwörter kommen zum Einsatz. Manchmal hilft es, eine Beschimpfung nicht zu persönlich zu nehmen. Versuchen Sie, die Gefühle, die hinter den Schimpfwörtern oder der Beleidigung stecken, zu erkennen. Diese Gefühle, wie zum Beispiel, Enttäuschung, Ärger, Wut, können Sie aufgreifen und ansprechen.
Wenn Ihnen jedoch bestimmte Ausdrücke zu weit gehen und für Sie zu verletzend sind, dürfen Sie Grenzen setzen. Vermeiden Sie selbst verbale Gewalt wie zum Beispiel Herabsetzungen und Beleidigungen gegenüber Ihrem Kind. Stellen Sie es nicht bloß und reagieren Sie nicht mit Ironie und Sarkasmus.
Kinder haben das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Schläge, sonstige körperliche Bestrafungen oder seelische Verletzungen sind verboten."
"Hat Ihr Kind einen Fehler gemacht, geben Sie ihm die Chance, ihn auch wieder auszubügeln. Wiedergutmachung hat Vorrang vor harten Strafen und Verboten."
"Seien Sie selbst Vorbild, wenn Sie sich zum Beispiel mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin streiten. Bleiben Sie fair miteinander und leben Sie vor, dass auch nach einem noch so heftigen Streit wieder Ruhe einkehren kann, Versöhnung möglich ist und ein Streit nicht das Ende einer guten Beziehung bedeuten muss."
Hilfe holen
Manchmal gibt es in Familien Konflikte, die sehr groß sind und überfordern können. Wenn Sie das Gefühl haben, nicht mehr weiter zu wissen, bleiben Sie nicht allein damit und holen Sie sich Hilfe. Es gibt Familien- und Erziehungsberatungsstellen, die Sie gerne unterstützen.
Sie können auch die TelefonSeelsorge unter 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 oder das Elterntelefon (NummergegenKummer) unter 0800 111 0 550 anrufen. Beide Hilfsangebote sind anonym und kostenfrei und bundesweit zu erreichen.