Jason und die Haustiere

Interview mit Jason Giuranna

Das Interview mit Jason wurde in Gebärdensprache geführt. Wir haben die Fragen und Antworten zum Nachlesen verschriftlicht.

Jason und Anna stehen nebeneinander. Anna stützt sich mit ihrem Ellernbogen auf Jasons Schulter.

Der Experte

Jason Giuranna

Jason Giuranna ist Erzieher. Er ist gehörlos und die Gebärdensprache ist seine Muttersprache. Im Format "Jason und die Haustiere" besucht er gehörlose Haustierbesitzer und -besitzerinnen und führt in Gebärdensprache durch die Sendungen.

Jason: "Es ist sehr verschieden. Für taube Menschen ist es angenehm, wenn Hörende auch Mut aufbringen. Trifft man also auf eine taube Person, sollte man ruhig bleiben und einfach fragen. Und wenn das Gesprochene nicht verstanden wird, einfach umdenken. Ich glaube mittlerweile haben alle ein Handy. Also einfach das Handy aus der Hosentasche holen und über Notizen den Text eintippen und zeigen. So kann das hin und her gehen. Das ist eine Möglichkeit. Die zweite ist eher altmodisch mit Papier und Stift. Noch besser: einfach Gebärdensprache lernen. Dann kann man gebärden."

Jason: "Ich bin ja in der Welt der Hörenden aufgewachsen. Dadurch habe ich natürlich vieles gesehen und erlebt. Ganz typisch ist, wenn zum Beispiel jemand etwas fragen wollte und drauf losgesprochen hat. Dann habe ich gesagt Moment, ich bin taub. Sofort war dann diese Verunsicherung und die Worte „Oh, tut mir leid“. Sie gehen dann auch einfach. Das nervt mich immer. Warum tut es jemandem leid? Weil ich taub bin? Nein. Weil die Person keine Gebärdensprache kann. Was auch nervig ist, wenn Hörende während des Gesprächs mit tauben Personen einfach woanders hinschauen, ich schaue sie aber noch an. Taube Menschen brauchen den Augenkontakt. Man muss sich anschauen beim Sprechen, Gebärden oder Schreiben, wenn man sich gegenübersteht. Aber leider wandern die Blicke oft woanders hin und das nervt."

Jason: "Mich fasziniert diese Sendung total. Es werden so viele unterschiedliche Tiere vorgestellt und die Beiträge sind sehr informativ. Als Zuschauer erfährt man dabei vieles über den Umgang mit Haustieren. Ich war unglaublich angetan von der Sendung über Käfer. Wir alle im Team waren total fasziniert und konnten gar nicht aufhören, Fragen zu stellen. Was ist das Besondere an Käfern? Wie ist ihr Leben? Was gibt es für Fakten? Und Dirk ist wunderbar. Er kann alles so klar und verständlich in Gebärdensprache erklären. Er ist ja auch selbst studierter Insektenforscher. Seine Begeisterung und sein Spaß an der Arbeit und am Thema haben sich sofort auf mich und damit auf meine Arbeit übertragen. Tiere haben mir natürlich auch schon davor gefallen, aber ich wusste einfach nicht viel über sie. Erst durch diese Sendung habe ich ein ganz anderes Bewusstsein entwickelt und bin einfach nur noch begeistert. Wenn wir die Pferde Sendung nehmen: Als kleiner Junge bin ich mal auf einem Pferd gesessen. Doch erst jetzt, durch die Arbeit an der Sendung, kann ich das ganz anders wertschätzen. Durch das Streicheln, das Striegeln, den Kontakt zu den Fohlen spüre ich die besondere Verbindung zwischen Tier und Mensch. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, doch seitdem habe ich das Gefühl, als gäbe es eine Form von Kommunikation zwischen mir und den Pferden."

Jason: "Für gehörlose Zuschauer*innen sind diese Sendungen in DGS natürlich was ganz Besonderes. Sie können alle Inhalte verstehen und dabei Neues lernen. Und hörenden Zuschauerinnen wiederum würde ich natürlich gerne nahebringen, dass gehörlose Menschen alles ebenso können. Tiere halten, Tiere züchten, erforschen. Und so weiter. Hören können sie halt nicht. Doch ansonsten alles. Das würde ich gerne klar zum Ausdruck bringen. Mir liegen auch die ganz jungen Zuschauer*innen, die kleinen Kinder, am Herzen. Mit ihren 4, 5, 6 Jahren können sie natürlich keine Untertitel lesen, aber in Gebärdensprache alles verstehen. Bis sie Untertitel wirklich voll und ganz verstehen, dauert es noch eine ganze Weile. Das war bei mir auch so damals. Wenn ich mir das so vorstelle, ich hätte auch als kleiner Junge liebend gerne Sendungen in Gebärdensprache gesehen, einfach, weil ich dann alles verstanden hätte. So wie die hörenden Kinder auch."

Jason: "Mir macht die Arbeit so viel Spaß, weil ich dadurch viele neue Fakten erfahre zu den verschiedenen Tierarten und deren Lebensweise. Alle diese Themen beschäftigen mich oft auch noch Zuhause weiter. Außerdem freut es mich, mit verschiedenen sozialen Medien hörender Zielgruppen zusammen zu arbeiten. Das sind durchaus Herausforderungen, denen ich mich gerne stellen möchte. Für hörende Medienschaffende ist eine Zusammenarbeit mit gehörlosen Kolleg*innen keine Selbstverständlichkeit. Es gibt oft Vorbehalte und Unsicherheiten hinsichtlich Kommunikation, Kosten für Dolmetscher usw. Diese Perspektive möchte ich gerne widerlegen und beweisen, dass eine Zusammenarbeit gut funktionieren kann. Genau deshalb macht mir die Arbeit mit euch so viel Spaß."

Stand: 18.09.2023, 21:26 Uhr