TanzAlarm

"Tanzen bringt gute Laune"

Marina Schröter (TanzAlarm-Choreografin) im Interview

Tanzen, Tanzen, Tanzen - seit 2005 können sich die KiKA-Zuschauer*innen beim "KiKA-TanzAlarm" zu kunterbunten Songs bewegen und austoben. Wie motiviere ich meine Kinder zu mehr Bewegung?

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Portrait Marina Schröter
Marina Schröter TanzAlarm-Choreografin

"Wenn Sie möchten, dass sich Ihr Kind mehr bewegt, dann werden Sie selbst aktiv und vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Bewegung Spaß macht!"

Marina Schröter, Tänzerin und Choreografin

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt Kindern und Jugendlichen pro Tag 60 Minuten körperliche Aktivität – laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts schafft das nur rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland.* Marina Schröter studiert mit der TanzAlarm-Crew die Schritte und Bewegungen ein. Die erfahrene Tänzerin und Choreografin gibt Tipps, wie man seine Kinder zu mehr Bewegung motivieren kann und beschreibt, welchen Einfluss Tanzen auf die Entwicklung eines Kindes haben kann.

Marina Schröter: "Der naheliegende Gedanke ist, das Kind zum Beispiel bei einem Sportverein anzumelden. Fußball, Tanzen oder Turnen - das Angebot ist vielfältig, und schon da stellt sich die Frage: Woran hat mein Kind überhaupt Spaß?

Spaß ist meiner Meinung nach das Wichtigste, wenn es um die Freizeitgestaltung geht. Es gibt Kinder, die fiebern der nächsten Stunde schon eine Woche vorher entgegen und können es kaum erwarten. Andere sind vielleicht von dem fixen Termin in der Woche total überfordert. Aber was macht man, wenn das Kind (noch) keinen Spaß am Sport in der Gruppe hat?

Eltern können dann auch ohne festes Programm mit ihren Kindern aktiv werden.  Die Möglichkeit sich zu bewegen, hat man fast überall, und noch dazu macht es Kindern großen Spaß selbst kreativ und aktiv zu werden. Sie brauchen oft nur einen kleinen Anreiz. Das kann zum Beispiel ein regelmäßiger Spaziergang oder ein Besuch auf dem Spielplatz sein. Jedes Kind kann sich dort bewegen, wie es ihm entspricht.

Eine Verabredung zum Spiel mit den Freunden, zu Hause zur Musik aus dem Radio tanzen, mit der Mama oder dem Papa gemeinsam turnen. Es gibt fast nichts, was man nicht auch zu Hause oder Draußen ganz unkompliziert selbst machen kann. Der zusätzliche positive Effekt, neben Bewegung und Kreativität, ist das gemeinsame Eltern-Kind Erlebnis."

Marina Schröter: "Ich empfehle, an der Serie aktiv vor einem Fernsehbildschirm teilzuhaben. Auf Tablet oder Smartphone sitzen die Kinder passiv davor und schauen nur zu. Vor dem großen Bildschirm können sie sich hinstellen und einfach mitmachen. Dabei ist egal, ob sie versuchen, alles genau nachzuahmen oder einfach nur hüpfen oder mitwippen. Und wenn die Eltern auch noch mittanzen, macht es gleich noch mehr Spaß!

Wer selbst kreativ sein will, verwendet vielleicht nur die Musik und tanzt dazu einfach frei und tobt sich richtig aus. Die etwas größeren Kinder könnten zum Beispiel gemeinsam mit ihren Freunden einen eigenen Tanz zu ihrem Lieblingslied erfinden. Somit werden Bewegung, Kreativität und Gemeinschaftssinn gefördert."

Marina Schröter: "Kleinere Kinder beobachten in erster Linie den Oberkörper und die Mimik der Tänzerinnen. Deshalb baue ich viele Arm- und Handbewegungen ein und halte die Bewegungen der Füße und Beine eher simpel.

Wenn die Bewegungen etwas mit der Musik oder dem Text zu tun haben, können Kinder diese besser nachvollziehen und sich leichter merken. Deshalb versuche ich Teile des Textes tänzerisch umzusetzen.

Besonders an einer Choreografie für Kinder ist auch, dass Kinder immer versuchen werden den Tanz nachzumachen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob sie das überhaupt können. Und dabei ist sehr spannend zu beobachten, welche Bewegungen dann im Gedächtnis bleiben. Oft sind das die absurden, komplexeren Moves."

Marina Schröter: "Am Wichtigsten finde ich, eine dem Alter entsprechende Stunde und Tanzstil zu finden. Ab drei bis vier Jahren kann man mit tänzerischer Früherziehung beginnen. Hier werden die Kinder auf spielerisch, fantasievolle Weise auf den Tanzunterricht vorbereitet. Sobald die Kinder in die Schule kommen, kann man sich dann für einen Tanzstil entscheiden und mehr in die Tiefe gehen. Jetzt können bereits kleine Choreografien einstudiert und je nach Tanzrichtung auch Tanztechnik erlernt werden."

Checkliste:

  • Fühlt sich mein Kind wohl?
  • Ist die Lehrkraft ausgebildet?
  • Ist die Gruppe altersmäßig harmonisch?
  • Ist das Angebot dem Alter entsprechend?
  • Wechsel zu anderem Tanzstil sinnvoll?

Marina Schröter: "Tanzen ist längst kein Mädchensport mehr. In vielen Tanzstilen ist vor allem Kraft und Ausdauer gefragt. Damit sich Jungs beim Tanzen wohl fühlen, ist es wichtig, dass sie sich mit der Musik, dem Bewegungsvokabular und der Gruppe identifizieren können.

Am besten startet man als Junge in der Kindertanzschule oder im Kreativen/ Modernen Kindertanz. Dort bekommt man eine solide Basis, um sich dann im Schulalter für einen passenden Stil zu entscheiden. Geeignete Tanzstile für die größeren Jungs können zum Beispiel Hip Hop, Breakdance oder jede Form von Paartanz sein.

Aber natürlich darf es auch Jungs im Ballett geben! Denn ganz ehrlich: Jungs, die tanzen, finden die großen Mädchen schon immer cool, und was wäre ein Ballett oder Moderner Tanz, gäbe es keine starken Männer, die die Tänzerinnen über die Bühne schweben lassen?"

Marina Schröter: "Natürlich fördert Tanz in erster Linie die motorische und musikalische Entwicklung eines Kindes wie Koordination, Gleichgewicht, Beweglichkeit und Rhythmusgefühl. Darüber hinaus schulen die komplexen Bewegungsabläufe aber zum Beispiel auch das räumliche Denken und die Konzentrationsfähigkeit. Auf körperlicher Ebene stärkt Tanzen den gesamten Bewegungsapparat, unterstützt den Muskel- und Kraftaufbau und schult das Körperbewusstsein.

Abgesehen von den körperlichen Effekten hat Tanz auch eine nachweisbare, positive Wirkung auf den mentalen Zustand von Kindern. Bei den Kleineren werden zum Beispiel Fantasie und Emotionalität gefördert. Jugendliche profitieren vor allem vom sozialen Miteinander.

Durch die unterschiedliche Stimmung der Musik und Tänze lernen Kinder zum Beispiel ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen, ihre Kreativität wird gefördert und das Selbstbewusstsein gestärkt. Und ganz egal ob Groß oder Klein, Tanzen bringt immer gute Laune!"

Marina Schröter: "Bereits im Kleinkindalter können Kinder wiederkehrende Bewegungsabläufe zum Beispiel von Fingerspielen erkennen und reagieren entsprechend. Je nach Entwicklung des Kindes können meist ab dem Grundschulalter einfache, kurze Bewegungsabfolgen eigenständig getanzt werden. Es gilt dabei immer abzuwägen, ob die Bewegungen, deren Geschwindigkeit und die Musik dem Alter entsprechen. Wenn im Unterricht ausschließlich Choreografien verlangt werden, die die körperlichen und geistigen Fähigkeiten des Kindes übersteigen, verliert das Kind schnell den Spaß und ist frustriert.

So wie es Menschen mit einer musikalischer Begabung gibt, gibt es auch Menschen, die ein besonderes Talent haben, sich Choreografien zu merken. Ich glaube aber auch, dass man seine Merkfähigkeit bis zu einem gewissen Grad trainieren kann. Tatsächlich gibt es Tanzschüler, denen es nicht so leicht fällt, sich Choreografien zu merken. Die Freude am Tanzen lässt sich dann zum Beispiel in einem Improvisationskurs oder freiem Tanz ausleben, bei denen feste Choreografien nicht verlangt sind."

Erkundigen Sie sich über die Ausbildung der Lehrkraft. Auch jemand, der vermeintlich einfache Kinderstunden unterrichtet, sollte entsprechend pädagogisch und tanztechnisch geschult sein.

Achten Sie darauf, dass die Gruppe altersmäßig harmonisch ist. Drei- und sechsjährige Kinder gemeinsam in einer Gruppe wird auf Dauer nicht sehr motivierend sein. Beide haben körperlich ganz unterschiedliche Möglichkeiten, und eines der beiden wird sicher in solch einer Stunde auf der Strecke bleiben.

Breakdance für Vierjährige entspricht sicher nicht den körperlichen Voraussetzungen des Kindes. Auch wenn es zur coolen Musik gerne mit wippt, fragen Sie sich, ob das Angebot dem Alter Ihres Kindes entspricht.

Ihr Kind hat plötzlich keine Lust mehr, obwohl Sie wissen, es gibt nichts, was es mehr liebt als Tanzen? Dann wechseln Sie mal den Tanzstil oder -lehrer. Oft ist die Begeisterung dann wieder da. Mit der Entwicklung der Kinder verändern sich auch Ihre Bedürfnisse und Ansprüche. Die Kleineren wollen noch fantasievoller tanzen, die etwas Größeren mehr lernen. Insofern ist Tanz ein wunderbares Hobby, denn es kann jedem Bedürfnis gerecht werden.

Schritt für Schritt: Tanz-Tutorials nach oben

Jede Woche gibt es beim "KiKA-TanzAlarm" neue Tanz-Tutorials mit dem TanzTapir und der Tänzerin und Choreografin Marina Schröter. Mit den Schritt für Schritt-Anleitungen kann jeder*r die Tänze ganz schnell lernen. Viel Spaß beim Mittanzen!

Portrait Marina Schröter

Marina Schröter

"Ein Tag ohne Tanzen war für mich als Kind unvorstellbar. Deshalb habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und gebe seit über zehn Jahren meine Freude am Tanzen an Kinder und Jugendliche als Pädagogin und Choreografin weiter."

*KiGGS (2013) – Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Stand: 28.11.2022, 22:33 Uhr