KUMMERKASTEN

Is(s) nicht - wenn Essen krank macht

Sabine Marx im Interview

Menschen mit einer Essstörung beschäftigen sich permanent mit ihrem Gewicht, ihren Mahlzeiten und sind praktisch besessen von ihrer Figur und ihrem Aussehen. Ständig dreht es sich darum: Wie kann ich weiter abnehmen?

Jedes dritte Mädchen zwischen elf und 17 Jahren leidet heute unter einer Essstörung. Viele eifern ihren YouTube Vorbildern oder Topmodels nach. Trotzdem werden Essstörung und Magersucht weitestgehend von der Öffentlichkeit verdrängt.

Sabine Marx: Essstörungen entstehen nicht von heute auf morgen, sondern entwickeln sich über einen längeren Zeitraum. Ein frühes Erkennen kann helfen, dass sich bestimmte Denk- und Verhaltensmuster nicht verfestigen. Es gibt einige Warnsignale, die auf eine mögliche oder eine entstehende Störung hinweisen können.

Warnsignale

Sabine Marx:

  • Ihr Kind mag seinen Körper oder bestimmte Körperteile nicht und äußert sich auch abfällig darüber? Es hält sich selbst für zu dick, losgelöst davon, ob das objektiv zutrifft und wie andere es wahrnehmen? Es betrachtet sich häufig im Spiegel, stellt sich regelmäßig auf die Waage, manchmal mehrmals am Tag und vergleicht sich mit schlanken Menschen?

  • Ihr Kind denkt sehr häufig ans Essen und die Auswirkungen auf die eigene Figur? Spontanes und lustvolles Essen ist nicht mehr möglich. Das Essverhalten ist extrem: Es kann sein, dass Ihr Kind mal sehr kontrolliert isst, im Essen nur herumpickt, ein anderes Mal wirkt es unersättlich.

Sabine Marx:

  • Ein Interesse für gesunde Nahrungsmittel entwickelt sich, darüber hinaus achtet Ihr Kind aber auch sehr auf den Fett- und Zuckergehalt von Lebensmittelprodukten?
  • Ihr Kind isst sehr wenig und lässt manchmal Mahlzeiten ausfallen oder behauptet, es habe keinen Hunger oder bereits etwas gegessen?
  • Ihr Kind verschwindet nach dem Essen im Badezimmer. Vielleicht ist die Toilette auch häufiger schmutzig als sonst oder es riecht nach Erbrochenem?
  • Ihr Kind verändert sich körperlich. Es ist in den vergangenen Monaten deutlich dünner geworden. Es kann sich schlechter konzentrieren, friert schneller als früher, fühlt sich schwindelig oder klagt über Haarausfall? Bei Mädchen kann es sein, dass die Regel sehr unregelmäßig kommt oder ganz ausfällt.
  • Ihr Kind treibt deutlich mehr Sport als früher. Im Mittelpunkt steht dabei nicht die Freude an der Bewegung und am sich Auspowern, sondern der Wunsch abzunehmen oder zuvor Gegessenes wieder ab zu trainieren.
  • Ihr Kind wirkt insgesamt unausgeglichen? Es ist gereizter, trifft sich vielleicht weniger als sonst üblich mit seinen Freunden, ist häufiger allein und zieht sich immer mehr zurück.

Nehmen Sie Hilfe in Anspruch

Sabine Marx: Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind eine Essstörung hat, holen Sie sich Hilfe und Unterstützung: Besprechen Sie sich mit einem Arzt und besuchen Sie eine Beratungsstelle, die sich mit dem Thema auskennt. Ob Ihr Kind eine Essstörung hat, kann nur von entsprechenden Experten sicher festgestellt werden.

Ihrem Kind tut es gut, wenn Sie ihm zeigen, dass Sie es lieben, - ganz egal wie es aussieht, welche Figur es hat oder was es leistet. Üben Sie keinen Zwang oder Druck aus. Fragen Sie Ihr Kind, was es braucht und sich von Ihnen wünscht.

Seien Sie ein Vorbild!

Sabine Marx: Vermeiden Sie Äußerungen und Kommentare zum Gewicht und zum Aussehen Ihres Kindes, aber auch bezogen auf Sie selbst. Wenn Sie mit Ihrem Äußeren hadern, oft über Ihre Figur jammern und eine Diät nach der anderen ausprobieren, geht das an Kindern nicht spurlos vorbei. Kinder orientieren sich an den Werten von Erwachsenen. Leben Sie ihm Zufriedenheit mit sich und Ihrem Körper und die Freude am regelmäßigen und gesunden Essen vor.

Portrait Sabine Marx

Die Expertin

Sabine Marx

Sabine Marx ist die Beraterin des "KUMMERKASTEN"-Teams. Sie ist Leiterin der Diakonie E-Mail-Beratung für Kinder und Jugendliche und gibt auf unseren Elternseiten regelmäßig Tipps zu verschiedenen Themen.

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Stand: Wed May 24 07:57:29 CEST 2023 Uhr